Teil 1: Der Untergang Karthagos

Gefunden: Neu-Karthago
Geschrieben in den Jahren: 890 – 900

Jahr 890
Heute war ein seltsamer Tag. Es war, als würde eine große dicke stinkige Kamelhaardecke auf den Gemütern der Menschen liegen. Der Markt war fast leer, viele Stände waren gar nicht eröffnet worden, die Stadtratssitzung ist nach einer halbe Stunde abgebrochen worden, weil keines der Themen wichtig erschien und auch die öffentliche Audienz bei Amir Khosravi Dehlavi, unserem Großmagierpriester, ist abgesagt worden.

Ich nutze diesen Tag, eine Chronik meines Lebens zu beginnen. Ich nenne es bewusst nicht Tagebuch, weil ich nicht vorhabe hineinzuschreiben, was ich zum Mittag gegessen habe, welche persönlichen Probleme mich gerade beschäftigen oder wie toll ich meine Magierkolleginnen finde. Ich versuche, Geschichte aus meinem persönlichen Blickwinkel festzuhalten.

Ich bin Shiidvash Shirazi, Magierpriester des Baal Asch’Goth der Stadt Karthago. Asch’Goth ist der Baal der Wissenschaft und der Leidenschaft. Ich bin 32 Jahre alt und das muss als Hintergrund meiner Person reichen.


… viele weitere Einträge

Jahr 892
Hatef Esfehani spricht mich an. Hatef ist Hochmagier des Baal Daa’Alideh, dem Baal des Kampfes und der Kontemplation. Er hat beunruhigende Nachrichten. Die Bevölkerungszahl von Karthago verringert sich. Die Menschen wandern ab. Es sind nicht viele, aber nachdem wir über Jahrzehnte gewachsen sind, es uns wirtschaftlich gut geht und uns Ägypten in Ruhe lässt, gibt es keine Erklärung. Die Menschen haben einfach keine Lust zu bleiben. Er bittet mich, an einem gemeinsamen Forschungsprojekt teilzunehmen.

Anscheinend haben sie meinen Hochmagier Ibn-i-Yamin bereits abgeschrieben. Er wird aber vermutlich wirklich nicht mehr lange leben. Asch’Goth segne seine 122 Lebensjahre! Es scheint so, als sollte ich wirklich sein Nachfolger werden.

Was mich aber sehr beunruhigt ist, dass ich mich im letzten Jahr selbst ertappt habe, wie ich überlegte, Karthago für eine Zeit zu verlassen. Was bedeutet das?


Jahr 893
Manchmal stellt man Fragen und befürchtet, dass man keine gute Antwort erhält. Manchmal kommt es schlimmer, viel schlimmer. Doch der Reihe nach: Hatef hat außer mir auch noch andere Magierpriester angesprochen und wir haben im Auftrag von Amir Khosravi Dehlavi damit begonnen zu untersuchen, woran der Bevölkerungsverlust liegen könnte. Erste Ergebnisse waren in einer gemeinsamen Anstrengung gar nicht so schwer zu erhalten. Das Ergebnis jedoch ist niederschmetternd. Karthago und alle Menschen in ihr unterliegen dämonischem Einfluss. Alle und jeder!
Aber auch das Umland, jede Stadt und jedes Dorf, das wir im Umkreis von 300km haben untersuchen können, ist von dem Einfluss befallen. In Karthago ist der Einfluss noch nicht mal schwächer als anderswo. Und das, obwohl Karthago unter den mächtigsten und umfangreichsten Schutzzaubern gegen Dämonen liegt, die die Welt je hervor gebracht hat.

Wir vermuten, dass unsere Schutzzauber der Grund für den Bevölkerungsschwund sind. Jeder Mensch ist jetzt ein bisschen dämonisch. Dämonisch auf eine Art allerdings, die wir noch nie gesehen haben. Deswegen haben wir auch Monate benötigt, den Einfluss zu finden. Vermutlich stoßen unsere Schutzzauber gegen Dämonen die dämonisch beeinflussten Menschen unbewusst ab und sie verlassen die Stadt.

Ende 893
Wir müssen einen Teil der Schutzzauber gegen Dämonen abschalten. Diese Zauber waren unserer mächtigster Schutz gegen den Pharao.

Jahr 894
Ich werde Hochmagier des Asch’Goth. Mein Vorgänger ist im Alter von 124 Jahren gestorben. Ich wünsche seiner Seele Ruhe und hoffe, seines Amtes würdig zu sein.

Wir haben versucht herauszufinden, wie weit der dämonische Einfluss um Karthago herum reicht und haben bisher kein Ende gefunden. Die letzten Berichte kamen aus London und Samarkand. Es scheint sich also um einen Effekt zu handeln, der nichts mit Karthago zu tun hat, sondern die ganze Welt betrifft. Es gibt eine Reihe von Theorien. Es gibt diejenigen, die den Pharao immer für alles dämonische verantwortlich machen. Das Gegenargument ist, dass dies doch ein wenig zu groß für den Pharao ist. Da aber niemand weiß, was man tun müsste, um die ganze Welt so zu verändern, kann das nicht entschieden werden. Andere glauben, dass das daran liegt, dass es leider immer mehr Menschen gibt, die Dämonen beschwören, weil sie glaubten, diese könnten ihnen beim Erreichen eigennütziger Ziele helfen. Dies beobachten wir leider schon seit längerem. Auch das kann nicht belegt werden. Die dritte Theorie ist, dass das ein ganz natürlicher Vorgang ist. Das sich die Ebenen der Menschen und der Dämonen langsam angleichen. Ich persönlich halte insbesondere von dieser Theorie gar nichts. Dann könnten wir uns gleich ein Grab schaufeln.

Der Bevölkerungsschwund der Stadt scheint gebannt zu sein.

Jahr 895
Ich bin glücklich. Ich habe in den Reihen meiner eigenen Kirche eine Gefährtin gefunden, die ich wirklich liebe: Iraj Mirza. Eine kluge, hingebungsvolle und schöne Magierin, die, wie ich, aus einer alten Karthagischen Familie kommt. Man erwartet von Hochmagiern, dass sie verheiratet sind. Aber nach unseren Eiden natürlich nur eine Angehörige unserer Kirche. Viele heiraten deshalb ungeliebt – ich nicht!

Jahr 989
Heute Mittag erhielt ich eine plötzliche Einladung zu einer dringlichen Sitzung des Hohen Rates. Im Saal angekommen verkündete Amir nur, dass wir interessanten Besuch hätten und bat den Besuch direkt herein. In den Saal traten drei elegant aber ungewöhnlich gekleidete Menschen. Zwei Männer und eine Frau. Sie begrüßten uns höflich und einer der Männer begann, sie vorzustellen: Ihre Namen waren Jameila, Harjo und Kimon und sie seinen Gesandte der Elfen. Sie seien keine Menschen. Zum Beweis zeigten sie uns ihre Ohren, die oben seltsam spitz zuliefen.

Wir wollten natürlich sofort sicher gehen, hier nicht Dämonen oder andere Unwesen in unserer Halle stehen zu haben. Doch an dieser Stelle unterbrach Amir unsere Aufregung sofort. Er habe schon seit längerem mit den Elfen Kontakt und habe sie als ehrenwerte Personen kennen gelernt. Sie sind nicht dämonisch.

Er bat die Elfen, ihre Geschichte zu erzählen. In der Kurzfassung beschrieben sie folgendes: Sie sind vor vielen Jahrhunderten aus ihrer Welt durch Dämonen vertrieben worden. Sie verließen diese Welt durch eine Art Tor, das sie in eine andere Welt führte. Dort lebten sie einige Zeit, bevor sie auch von dort wieder durch dämonische Magie vertrieben wurden. Sie flohen weiter und weiter, von Welt zu Welt. Die nächste Welt auf die sie ziehen würden, wäre die unsrige.

An dieser Stelle brach Tumult aus: Wollten die Elfen eine dämonische Armee hierher locken? „Hört sie weiter an!“ beendete Amir das Gerede.
Die Elfen berichteten, dass sie keine Tore erschufen. Sie würden die vorgefundenen nutzen. Auf der Erde gäbe es schon eines. Es befände sich auf einer Inselgruppe weit hinter den Säulen der Erde. Amir musste uns wieder zur Ruhe rufen.
Durch diese Tore sickerte dämonische Magie, ob sie genutzt würden, oder nicht, versicherten uns die Elfen. Das Problem hätten wir also in jedem Falle. Die Elfen zeigten uns, wie man sie einfach sichtbar machen kann. Sie liegt wie ein leichter Bodennebel einige Zentimeter über dem Boden. Sogar hier, im Raum des Hohen Rates!

Sie sind bereit uns zum Tor zu führen, damit wir es uns ansehen könnten.

Sie selbst sind eine Erkundertruppe, die die Erde seit in paar Jahren erkundet. Sie gehen davon aus, dass die Elfen in etwa 100 bis 150 Jahren auf die Erde umsiedeln müssten.

Bei Ihren Erkundungen sind ihnen zwei Völker besonders aufgefallen: Karthago und Ägypten. Ägypten, weil es offensichtlich sehr stark dämonische Magie nutzt und der Pharao möglicherweise selbst ein Besessener ist. Karthago, weil sie hier die besten Zauberer, gerade was Schutz und Kampf gegen Dämonen angeht, der Menschheit vermuten. Der Empathie-Zauber sei ein Meisterwerk!

Sie kommen mit einem Hilfsersuchen und einem Angebot:
Kurz vor ihrer Vertreibung aus ihrer Heimatwelt seien sie von mehreren Dämonenfürsten mit einem Fluch belegt worden. Sie wissen, dass es passiert ist und sie wissen, dass er sie extrem empfindlich gegenüber dämonischer Magie macht. Ein genügend hohes Grundniveau solcher Energie macht ihnen die Nutzung jeglicher Magie unmöglich. Bei noch höheren Niveaus könnten sie nicht mehr existieren. Sie bitten uns um Hilfe, den Fluch zu analysieren und möglichst zu brechen.

Und dann zeigte uns die Elfen etwas Verblüffendes. Sie sind in der Lage, Magie in Gegenstände zu bannen. Waffen, die dauerhaft unmöglich scharf sind, Rüstungen, die leicht und stabil sind, Ringe, die Unsichtbar machen können. Sie bieten uns Gegenstände an, die speziell im Kampf gegen Dämonen nützlich sei können. Sie bieten uns die magische Technik dafür an!

Dieses Ersuchen, können wir kaum ablehnen. Dämonische Flüche müssen gebrochen werden. Die magischen Gegenstände sind ein netter Bonus. Nach einer Nacht der Beratungen gehen wir auf das Ersuchen ein.

Vielleicht würden wir mit dem Tor auch eine Erklärung für den seltsamen dämonischen Eindruck erhalten, der uns zwang, einen Teil unserer Schutzzauber abzuschalten.

Wir reisen mit einem Schiff der Elfen und einem der unseren zwischen den Säulen der Erde hindurch in das weite unerklärliche Nichts. Doch tatsächlich kommen wir nach 3 Wochen an einigen Inseln an, die mitten im Meer liegen. Das Schiff der Elfen ist erstaunlich. Mittels vieler magischer Kristalle lassen sich viele Arbeiten an Bord viel leichter verrichten. Vom Kochen einer warmen Mahlzeit, ohne Gefahr, ein Holzschiff in Brand zu stecken, über das Setzen von Segeln mit deutlich weniger Kraftaufwand bis zur Navigation. Der Navigator scheint sogar in der Lage zu sein, gegen den Wind zu segeln und im Dunkeln Untiefen auszuweichen. Unsere Seeleute berichten mir, dass ein Teil der Fähigkeit, gegen den Wind zu segeln, gar nicht auf Magie zurück zu führen sei, sondern sich aus der cleveren Art, die Segel zu setzen ergebe. Sie machten sich eifrig Notizen und Zeichnungen. Die Elfen haben anscheinen nichts dagegen.

Das Tor ist gewaltig! Es befindet sich am Ende eines Tales auf einer der Inseln. Es erstreckt sich über etwa 5km in der Breite und mehrere hundert Metern Höhe und schließt das Ende des Tals vollständig ab. Ich frage mich nicht nur, wo man hinkommt, wenn man durch das Tor geht, sondern auch, was sich am Ende des Tals auf der anderen Seite des Tores in unserer Welt befindet. Das Tor ist geschlossen und man braucht eine besondere Magie, um es zu öffnen, die die Elfen gemeistert haben.

Es braucht keinen Meister um zu erkennen, dass durch das Tor dämonische Magie rinnt. Wir schlagen unser Lager auf.

Am nächsten Tag wollen wir zunächst einmal durch das Tor gehen und sehen, ob es die andere Welt dort wirklich gibt. Die Elfen öffnen das Tor und wir treten hindurch. Auf der anderen Seite finden wir einen Ort, von dem die Elfen sagen, er befände sich auf einer anderen Version von Afrika, weit südlich von Karthago am östlichen großen Ozean. Wir treffen uns mit den Elfen, die dort in großer Zahl leben.

In dieser Welt ist der dämonische Bodennebel einige Zentimeter höher als in unserer.

Wir haben alle den Verdacht, dass diese dämonische Magie den weltweiten dämonischen Einfluss mit verursacht und fragen uns, ob und wenn ja, was die Elfen damit zu tun haben. Sind sie Opfer, Täter oder ahnungslos?

Wir untersuchen das Tor. Es steht hier anscheinend schon Jahrhunderte. Das können wir an Felsen erkennen, die am Tor liegen und die durch das Tor einseitig erodiert sind. Seit wann die dämonische Magie durch das Tor fließt ist nicht zu sagen. Die Elfen behaupten zwar, dass diese Energie immer fließt, jedoch können weder sie noch wir dies be- oder widerlegen.

Wir haben jetzt zwei Monate versucht, die dämonische Magie zu bremsen. Nichts gelang. Die Elfen sind außerordentliche, aber seelenlose Magier. Für sie ist es einfach nur eine Technik die sie nutzen, sich die Welt nutzbar zu machen. Ansonsten scheinen sie anständig zu sein.

Diese dämonische Magie ist andersartig, als wir sie kennen. Keine unserer normalen Verteidigungen scheint irgendwelchen Einfluss zu haben. Die Energie ist hier auch nicht dicker oder dichter als noch in Karthago. Wir vermuten, dass sie der Grund ist, warum alle Menschen leicht dämonisch beeinflusst sind. Würde sie auch steigen, wenn es das Tor nicht gäbe? Hat die dämonische Energie jetzt von sich aus ein Niveau erreicht, bei dem sie spürbar wird? Das gäbe den Anhängern der Theorie, dass das ein natürlicher Vorgang ist, neuen Auftrieb.

Wir können die Elfen aber auch nicht mit der Energie in Verbindung bringen. Sie scheinen eine abgrundtiefe Abscheu vor dämonischem zu haben. Ist ihnen ein Experiment missglückt? Haben sie sich auf einen Handel eingelassen, der nach hinten losgegangen ist? Wir wissen es nicht.

Wenn durch das Tor aber schon lange Zeit dämonische Magie fließt, warum fällt der Zeitpunkt, ab dem die Menschen dämonisch beeinflusst sind, kurz nach die Ankunft der Elfen? Das ist doch ein sehr grosser Zufall. Wir müssen dringend den Fluch untersuchen, unter dem sie behaupten zu liegen.

Hatef und mich erreicht ein Ruf aus Karthago. Wir müssen zurück. Der Ruf vermittelte äußerste Dringlichkeit. Ich nehme Kontakt mit Iraj auf, bekomme von Ihr aber nur Liebe und das Gefühl, vermisst zu werden, vermittelt. Ich versuche, meine eigene Unsicherheit zu verbergen.

Januar 900:
Wir sind zurück in Karthago und werden direkt zum Hohen Rat gebeten. Amir zeigt uns einen Erkunderbericht, den er von elfischen Erkundern erhalten hat, den aber auch unsere eigenen Erkunder mittlerweile bestätigt haben.

Der Bericht zeigt ein weites Tal, das anscheinend in einer der großen Steinwüsten im Süden liegt. Darin befindet sich ein gewaltiges Heerlager. Die Erkunder schätzen auf etwa 30.000 Soldaten. Das Lager ist eindeutig ägyptisch. Solche Lager kennen wir, der Pharao hat einige davon. Sie sind jedoch normalerweise nicht voll belegt. Dieses hier ist jedoch zum Bersten gefüllt. Am Rande wird es sogar weiter ausgebaut. Weitere Truppen sind auf dem Weg dahin.

In der Nähe des Lagers gibt es eine ägyptische Tempelanlage. Daneben liegt ein Gefangenenlager mit mehreren hundert nubischen und anderen schwarzen Gefangenen, die der Pharao gerne als Menschenopfer nimmt. Hinter dem Tempel steigt dicker schwarzer Rauch auf.

Jetzt berichtet einer der Elfen von einer Erkundung nahe am Tempel. Wir hören nur seine Stimme. Hinter dem Tempel werden grosse Mengen blutiger schwarzer Tote verbrannt. Die Wächter der Gefangenen sind gebundene Dämonen.

Ein weiterer Bericht, diesmal von einer Elfin und wieder mit einer optischen Aufzeichnung: Sie ist einem Weg nachgegangen, der vom Tempel in ein kleines Seitental führt. Dort befindet sich ein weiteres Lager für etwa 5.000 Soldaten. Die Soldaten dort sind alles gebundene Dämonen. Sie werden trainiert und mit menschlichen Gefangenen gefüttert.

Das Lager ist ca. 500 km von Karthago entfernt. Dämonen in so grosser Zahl kann man nicht endlos binden. Die Absicht ist klar: Der Pharao wird Karthago in nächster Zeit angreifen.

Ich gehe nach Hause und zu meiner geliebten Frau Iraj und unserer Tochter Malaj. Sie sind glücklich, sie sind ahnungslos, ich fühle mich wie Staub im Wind.

Februar 900:
Wir informieren unsere Bevölkerung und beginnen mit den Vorbereitungen zu unserer Verteidigung. Doch selbst im besten Fall können wir nur 15.000 Soldaten aufstellen und dann lassen wir grosse Teile unseres Landes unverteidigt. Doch wir können nicht anders. Gegen so eine Armee können wir uns nur an den Wurzeln der Erde in Karthago verteidigen. Wir können uns nicht erlauben, sie im offenen Feld zu stellen.

Viele Menschen verlassen die Stadt. Noch viel mehr kommen aus den umliegenden Städten und Dörfern. Sie bringen alles mit, was sie tragen können, oder was eigenen Beine hat. Der Stadtrat hat die Stadtwachen verfünffacht, um das Ganze zu organisieren. Dank des Empathie-Zaubers kommt es zum Glück nicht zu Gewalt. Die Menschen gehen sehr angenehm miteinander um.

Unser Heer verschanzt sich im Süden der Stadt und an der Küstenstraße. Der Hohe Rat hat alle Magierpriester zur Verteidigung zurück nach Karthago geordert. Die Magier- und Priesterschulen werden geschlossen. In einer der vielen Sondersitzungen des Hohen Rates wird beschlossen, eine Expedition an die andere bekannte Wurzel der Erde zu schicken, um zu versuchen, dort eine Bleibe zu finden, die Karthago aufrecht erhalten kann.

März 900:
Das ägyptische Heer marschiert. 30.000 Soldaten, davon 5.000 gebundene Dämonen aus dem uns bekannten Lager. Aus Bengazi wurde von einer ägyptischen Flotte berichtet, die Richtung Westen unterwegs sei. Etwa 200 Schiffe.

Auf der Küstenstraße kommt eine zweite Armee. Weitere 10.000 Soldaten. Sie ist in Teilen von einem Tarnungszauber umgeben, so dass wir nicht wissen, welches Grauen sich hier verbirgt.

Uns läuft die Zeit weg. Es gibt so viel, was getan werden muss. Die Magierpriester haben sich zu Kampfquartetten zusammengetan. Je einer aus jedem Element, alle von verschiednen Baal. Wir trainieren jeden Tag. Iraj und ich sind in unterschiedlichen Quartetten. Während sie zu einem Quartett gehört, das die Südstadt in zweiter Linie verteidigen und bis dahin heilen und helfen soll, bin ich, wie die meisten Hochmagier, in einer der Spezialgruppen, die schnell dort eingreifen sollen, wo es wirklich eng wird.

Juni 900:

Das ägyptische Heer und die Flotte ist da. Sie blockieren unseren Hafen und alle Landwege.

Im Süden der Stadt haben sich die beiden ägyptischen Truppenteile vereinigt. Niemand hat jemals ein so großes Heer gesehen. Wir nehmen an, dass der Pharao irgendwie davon profitiert, dass die ganze Welt unter dämonischem Einfluss liegt.

Die Schiffe greifen wir sofort mit mehreren Marids an. Die Schiffe können sich nicht wirklich wehren. Doch können wir nicht verhindern, dass eine größere Truppe nördlich der Stadt an Land gesetzt wird. Auch die Blockade können wir nicht dauerhaft brechen.

Jetzt zeigt sich auch, was sich hinter der Tarnung verborgen hatte: Die Anführer der Armee! Mächtige agyptische Priester, die sich mächtige Dämonen gebunden haben. Sie haben konstant eine dämonische Form angenommen. Groß wie drei Ochsen, mit Zähnen und Klauen, wild Befehle schreiend. Im Zorn schleudern sie mit ungebändigter Magie um sich. Es ist furchterregend.

Sie führen den ersten Angriff. Sie wissen, dass sie mit Ihren menschlichen Soldaten wegen unseres Empathie-Zaubers nichts anfangen werden können. Deswegen greifen sie mit Dämonen an. Nicht jedoch wie erwartet mit gebundenen Dämonen, sondern mit neu beschworenen Dämonen. Jetzt lernen wir, dass sie mit Dämonenfürsten paktieren. Sie beschwören innerhalb einer Stunde hunderte Dämonen, die sie in wilder Hatz in unsere Linien schicken. Fliegende Dämonen greifen uns hinter unseren Linien an.

Allerdings gelingt es ihnen nicht, in das eigentliche Stadtgebiet vorzudringen. Dort sind unsere festen Schutzzauber zu mächtig. Hätten wir nur unsere alten Schutzzauber noch! Kein Dämon wäre über unsere Mauern geflogen.

An den Mauern greift der Pharao mit seiner Armee aus gebundenen Dämonen an. Ihnen macht der Empathie-Zauber nichts aus und angefeuert von Ihren priesterlich-dämonischen Anführern behaupten sie sich auch gegen unsere allgemeinen Abwehrzauber.

Die Schlacht ist fürchterlich. Sie haben sich gut vorbereitet und viele Dämonen integriert, denen unsere Angriffszauber nichts ausmachen oder die gute Abwehrzauber beherrschen. Bereits beim ersten Angriff müssen wir Hochmagier eingreifen. Zum Glück, ist Iraj noch nicht in Kämpfe verwickelt worden. Malaj ist bei Irajs Eltern in der Nähe des Haupttempels.

Der erste Angriff wird abgewehrt, aber wir erleiden fürchterliche Verluste. Dank der dämonischen Anführer bei den Ägyptern gibt es keine ordentlichen Angriffswellen mit Pausen, in denen man Verwundete versorgen könnte. Der Angriff wird einfach mal stärker, mal schwächer. Verwundete verrecken auf dem Schlachtfeld.

Wir greifen hauptsächlich mit Elementaren an. Aber das kostet uns anscheinend mehr Kräfte als es den Pharao kostet, Dämonen zu beschwören. Dämonen sind einfach begieriger sich dem Willen von Menschen unterzuordnen als Elementare.

Wir haben alle südlichen Stadtteile verloren und mussten uns in das Stadtgebiet in den Schutz unserer großen städtischen Zauber zurück ziehen. Wir bilden eine Stoßtruppe aus 8 Elementarmeistern und ca. 500 Zauberern die sich freiwillig gemeldet haben und die versuchen sollen, die dämonischen Anführer auszuschalten oder den Dämonenfürsten zu finden, der die Heerscharen von Dämonen beschwört. Ich bin nicht dabei.

Am frühen morgen beginnen wir unseren Gegenangriff. Ganz konzentriert, fokussiert auf ein Ziel. Während die Elementarmeister einen Elementar um den anderen erschaffen, um die feindlichen Dämonen abzulenken, kümmern sich die Zauberer und die begleitenden Soldaten darum, vorwärts zu kommen. Das gelingt anfänglich hervorragend. Es scheint, als hätten sich unserer langen Übungswochen ausgezahlt. Gerade die Quartette, die sich gegenseitig im Kampf gegen die Dämonen unterstützen, sind ein starker Gegner für die Dämonen. Unsere normalen Soldaten sind besser ausgebildet als die ägyptischen.

Der Pharao ist da. Höchstpersönlich! Welch Ehre!

Es ist eine Falle. Der Pharao hat anscheinend mit so einem Ausfall gerechnet und eine Falle aufgebaut. Als sich unsere Stoßtrupp ein gutes Stück dem feindlichen Lager genähert hat, erscheint er in einiger Entfernung und beginnt eine große Beschwörung. Aus dem Boden erscheinen üble Wesen. Etwa so groß wie ein Jaguar, pechschwarz und pfeilschnell. Hunderte davon. Sie gehen durch unsere Reihen wie ein heißes Messer durch Butter. Sie lösen sich zwar nach 2 Minuten wieder auf, doch hat der Angriff ausgereicht, unsere Quartette zu zersprengen und jegliche Koordination zusammen brechen zu lassen. Ich sehe, wie Hatef versucht, mit wildem Geschrei die Reihen wieder zu schließen.

Dann macht sich der zweite Teil des Fluches des Pharaos bemerkbar: Unsere Toten stehen wieder auf und greifen sofort an. Das ist zu viel für unseren Stoßtrupp und sie fliehen zurück in die Stadt. Weniger als 80 schaffen es zurück. Die Elementarmeister stiften noch lange Zeit Verwirrung beim Feind, doch sind sie nicht für eine gezielte Kriegsführung geeignet.

Wir kämpfen an den Mauern jetzt gegen unsere eigenen Toten. Jeder neue Tote steht wieder auf und greift alles an, was lebendig ist. Empathie ist da nicht zu erwarten. Der erste der vier Tempel, die den Empathie-Zauber tragen, wird zerstört. Das ermöglicht den menschlichen Truppen des Pharao ein weiteres Vordringen.

Der Kampf gehen unsere Toten hört nach einigen Stunden auf. Anscheinend ist die Kraft des Pharao auch nicht unendlich.

Die kommende Nacht ist die Erste des Untergangs. Der Pharao stellt seinerseits einen Stoßtrupp zusammen: Viele hundert dämonische Priester, die einen gigantischen schwarzen Nebel hervorbringen, der uns die Sicht nimmt, der sich auch von Luft-Elementaren nicht verwirbeln lässt und der unsere Magie abschwächt.

Während in seinem Schutz ein Stoßangriff erfolgt, werden wir von der kleineren Truppe aus dem Norden angegriffen. Sie haben Gefangene mitgebracht, denen sie Dämonen aufzwingen. Dann schicken sie sie los – Kinder, Frauen und Alte – sich gegen unsere Verteidiger zu werfen.
Allein um die Disziplin unserer Soldaten und Magier dort aufrecht zu erhalten müssen wir mehr Magierpriester dahin schicken, als nötig.

Während dessen nähert sich die Wolke von Süden. Kurz vor dem Begin des Schutzzaubers gegen Dämonen fängt sie an, sich aufzulösen. Aus ihr hervor brechen ein dutzend Flugtiere der Hölle, die über die Stadt hinweg fliegen und feurige Bomben auf die fallen lassen, die die angreifen sollen, die sich am Boden im schwarzen Nebel genähert haben. Die Verwirrung ist groß, doch unsere Wasserelementare verhindern das schlimmste. Leider stehen sie so nicht zur Verteidigung zur Verfügung.

Der Pharao versucht wieder seine Dämonen mit Wut gegen unsere Verteidigung zu peitschen. Wir schlagen den Angriff letztendlich zurück. Doch hat der Pharao die Verwirrung genutzt, einige menschliche Spezialeinheiten magisch getarnt und geschützt in die Stadt zu bringen. Und die finden oder kennen die eine schwache Stelle in unserer Verteidigung gegen Dämonen. Man kann in Karthago keine Dämonen beschwören und kein Dämon wird ohne massiven Druck nach Karthago eindringen. Es sei denn, er ist bereits beschworen und wird von seinem Beschwörer gerufen. Und genau das haben die Ägypter getan: Sie haben einige mächtige Dämonenbeschwörer nach Karthago gebracht, die Ihre Dämonen, die sie vorher schon beschworen haben, direkt zu zwei weiteren der vier Tempel der Empathie rufen.

Der Ruf der Dämonen erfolgte mitten in einem weiteren Angriff der Dämonenarmee. Unsere Verteidiger wurden völlig davon überrascht, plötzlich von ein paar hundert feindlichen Dämonen einfach überrannt zu werden, die sich um die Verteidiger überhaupt nicht kümmern schienen. Die Dämonen waren gut ausgewählt: Schwarz, schnell und hervorragende Kletterer. Die besten, die der Pharao hatte.

Iraj und ihr Quartett haben versucht, sich diesen Wesen in den Weg zu stellen. Doch die Dämonen stellten sich keinem Kampf. Sie konnten einen der Dämonen verletzen und er verschwand. Der Rest griff gezielt die beiden Tempel an. Zwar hatten wir die Tempel gut verteidigt, aber gegen diese Übermacht waren die Truppen und Schutzzauber nicht ausreichend. Vielleicht hätte die Verteidigung ausgereicht, doch mussten wir leider feststellen, dass das Blut der Dämonen der magischen Wirkung der Tempel schadet. Am Ende hatten wir zwar fast alle der Dämonen getötet, doch der eine Tempel hatte seine Wirkung verloren, der andere schützte nur noch ein winziges Gebiet um den Großen Tempel

Damit war der Angriff der menschlichen Armee, geschützt und unterstützt von den Priestern auf das Herz der Stadt möglich. Lediglich der innerste Kreis um den Großen Tempel war noch unzugänglich. Dort würde es für feindliche Priester auch nicht möglich sein, sich unter dem Schutz von Magie hinzubegeben.

Uns gingen die Elementare aus. Elementarmeister sind eigenständige Wesen, die wir nicht zwingen können, mit denen wir aber schon sehr lange ein so gutes Verhältnis pflegen, dass sie uns helfen. Wir können sie zwingen, aber erstens sind uns Karthagern die Elemente heilig und zweitens würden sie sich rächen, sobald sie dazu Gelegenheit hätten. Das könnten wir nicht gebrauchen.

Jetzt müssen wir damit leben, dass sie uns verlassen, wenn sie sich aus eigener Sicht verausgabt haben. Die im Vergleich wenigen Elementare die wir selbst herbeirufen können, sind viel viel weniger als die, die einer der Meister herbeirufen kann.

Mein Quartett und ich kämpfen pausenlos gegen Dämonen und magischen Angriffe. Die Ägypter töten alle und zerstören alles während sie vordringen. Die menschlichen Soldaten vergewaltigen, plündern und verbrennen, die dämonischen fressen und zerreißen.

Iraj meldet sich zwischendrin in Panik. Sie hat zwei Kollegen Ihres Quartetts verloren und ist mit dem schwer verletzten dritten in einem brennenden Keller eingeschlossen. ICH KANN IHR NICHT HELFEN! Ich muss den Eingang zum großen Markplatz halten. Wir sind zu wenige und können nur noch versuchen, die Angriffe abzuwehren. Eigene Angriffe führen wir fast gar nicht mehr. Doch wenn die Dämonen hier durchkommen, dann kommen sie durch zu einem unserer größten Flüchtlingslager.

Am nächsten Morgen ist die Innenstadt mit dem großen Tempel umschlossen von der ägyptischen Höllenhorde. Der Pharao muss neue Wege finden, wie er unsere innerste Verteidigung durchbrechen kann. Letztendlich ist es aber nur eine Frage der Zeit. Viele von uns kennen Geschichten aus anderen Kriegen oder haben sie selbst erlebt. Doch noch niemals hat jemand gegen so eine böse Dämonenarmee kämpfen müssen. Fast jeder muss mit Erinnerungen, gegen die eigenen Toten kämpfen zu müssen, kleine Kinder und alte Menschen zu töten, oder mit angesehen zu haben, wie Menschen bei lebendigem Leibe gefressen wurden, fertig werden. Viele sitzen nur noch auf dem Boden und warten anscheinend auf das Ende.

Ich habe Iraj retten können! Sie ist selbst verletzt und ich habe sie zu ihren Eltern und unserer Tochter gebracht. Dort haben wir kurze Zeit mit unserer Tochter verbracht, was uns zunächst Freude bereitete. Dann lagen wir uns alle in den Armen und verabschiedeten uns voneinander. Niemand glaubte, dass wir dies überlebten. Maraj versuchte uns zu trösten.

Die Angriffe gehen weiter. Nicht mehr so heftig, aber auf jeden Fall eine Belastung. Dadurch das der Feind bereits in der Stadt ist, haben wir keine Bollwerke mehr zwischen uns und ihm. Und jetzt zeigt sich die alte Weisheit: Der Verteidiger muss immer 100% liefern, der Angreifer muss nur eine Lücke finden.

Der Pharao hat die Gefangenen in unserer Sichtweite zusammengetrieben. Jetzt lässt er alle 10 Minuten einen von ihnen auf grausamste Weise umbringen. Mit magischer Energie versucht er, die Schreie der Verdammten in die ganze Stadt tragen zu lassen. Das können wir abblocken.

Ich bin stolz auf meine Karthager: Niemand fordert die Kapitulation. Niemand glaubt an Gnade. Dennoch vernichtet jeder weitere Tote unsere Kampfmoral weiter.

Nach zwei Tagen hat der Pharao seine Kräfte anscheinend wieder gesammelt und die Angriffe beginnen auf das Heftigste von neuem. Er greift fast nur mit Dämonen an. Die kann er anscheinend unendlich beschwören. Die Dämonen einzeln sind schwach. Doch ihre Vielzahl macht sie – gerade in der Dunkelheit – schwer zu finden.

Der Pharao hat jetzt einen Rhythmus: In der Dunkelheit dämonische Angriffe, bei Tageslicht grausame Hinrichtungen. Die Opfer des Tages sind dann auch die ersten, die wir Abends erneut niederschlagen dürfen.

Das Ende ist nahe. Karthago ist verloren. Was anfangs nur leise geflüstert wurde, weicht langsam einer finsteren Gewissheit.

Amid ruft alle zusammen: Er hat Nachricht von den Elfen: Sie schicken Hilfe! Allerdings sind sie noch drei Tage weg – solange müssen wir aushalten! Wie viele? Wie genau? Weiß er nicht. Aber das gibt uns wieder Auftrieb.

Einen Tag später hat es ein Stoßtrupp der Ägypter geschafft, denn letzten Tempel der Empathie zu beschädigen, der Pharao hat wieder seine schwarze Wolke beschworen und diesmal werden wir überrannt. Es gibt ein Gemetzel. Aus einer geordneten Verteidigung wird schnell eine Flucht. Viele versuchen, die Ägyptischen Reihen zu durchdringen. Ich weiß nicht, ob es irgendwem gelingt. Die meisten wollen in den Großen Tempel. Dort ist jedoch nicht genügend Platz für alle.

Ich befinde mich am Eingang zum Inneren des Tempels, als mir Iraj plötzlich in den Arm fällt. Dämonen haben das Haus Ihrer Eltern gefunden. Malaj und Irajs Eltern sind tot.

Doch auch die Armee der Ägypter hat erhebliche Verluste hinnehmen müssen. Aus den vielen tausend menschlichen Soldaten sind viele hundert geworden. Wären es nur diese, so würden wir sie wahrscheinlich halten können. Aber da sind auch noch die Dämonen. Da wir anscheinend viele Beschwörer getötet haben, sind es zwar auch davon weniger geworden, aber eben nicht ausreichend. Es ist hoffnungslos.

Die Ägypter rufen uns. Sie sagen jedem, der Karthago jetzt verlässt, freies Geleit zu einem Schiff zu. Wohin sie das Schiff bringt, sagen sie nicht. Jeder der in 24 Stunden noch in der Stadt ist, würde getötet werden.

Wir können niemandem ersthaft in die Augen sehen und sagen, dass wir die Ägypter würden vertreiben können. Die meisten versuchen ihr Glück mit den ägyptischen Schiffen.

Wir verbleibenden nehmen uns gegenseitig das Versprechen ab, die Wurzel der Erde bis zum letzten Tropfen Blut zu verteidigen.

Genau 24 Stunden später beginnt der letzte große Angriff. Zu diesem Zeitpunkt ist nur noch der Hohe Rat und vielleicht 500 Soldaten und Magierpriester in der Stadt. Der Rest der Menschen ist entweder tot, gefangen oder mit Schiffen in ein ungewisses Schicksal abtransportiert.

Amir berichtet, die Elfen seien nah. Wenige Stunden noch.

Wir kämpfen. Die Stadt können wir nicht mehr halten, ziehen uns in den Tempel zurück und warten die Ankunft der Elfen ab. Irgendwie gibt uns das Hoffnung, auch wenn wir nicht wissen, was die Elfen für uns tun können oder wollen.

Am späteren Vormittag tauchen am Horizont acht Schiffe auf. Sie segeln gegen den Wind direkt auf die Ägyptische Flotte zu. Amid meldet uns, dass wir dringend für einen Marid sorgen sollen, der den Elfen ermöglicht an Land zu gehen, in dem er die ägyptische Flotte ablenkt.

Der Marid sorgt für die nötige Ablenkung und die Elfen setzen etwa 500 Krieger an Land. Sie warten nicht lange sondern greifen sofort an. Eingehüllt in blaue Schutzschilde greifen sie insbesondere die Dämonen an. Sie versprühen ein blaues Feuers, dass niedere Dämonen einhüllt und sofort wieder in ihre Hölle schickt. Höhere Dämonen schreien und winden sich. Menschliche Gegner werden von mächtigen Auren umhüllt, die sie zu Boden schicken.

Die Elfen kämpfen sich auf kürzestem Wege direkt zu uns in den Tempel durch. Amid, die anderen noch lebenden Mitglieder des Hohen Rates und ich treffen uns mit dem elfischen Anführer.

Die Elfen bedauern, so spät und nur mit so wenig Leuten gekommen zu sein. Aber es hat wohl einige Zeit gedauert, die herrschenden Elfen von der Notwendigkeit der Hilfe zu überzeugen. Außerdem sei es schwierig gewesen, eine größere Zahl an guten Kämpfern zu bekommen. Das größte Problem sei aber die Logistik gewesen. Sie hätten erst nach Lissabon fahren müssen um dort genügend geeignete Schiffe zu kaufen. Damit mussten sie dann zurück zu den Azoren. Dann sind sie auf direktestem Weg hierher gekommen.

Sie haben den Auftrag, Karthago nach der Lage vor Ort zu helfen. Ausgerüstet sind sie auch für eine Evakuierung. Deswegen haben sie acht Schiffe und können damit 500 Personen mitnehmen.

Sie haben vermutet, dass Karthago sich nicht gegen Ägypten würde halten können. Sie wissen aber auch, dass wir nie die Wurzel der Erde aufgeben würden. Sie machen uns folgenden Vorschlag:

Zusammen, alleine könnten sie es auch nicht, legen wir unter Zuhilfenahme der Wurzel einen Bereich um den Tempel, der von Dämonen unter keinen Umständen betreten werden und in dem keinerlei Magie ausgeübt werden kann. Wir aktivieren einen starken Empathie-Zauber, die Elfen legen einen starken Illusionszauber. Vielleicht könnten wir zusätzlich auch noch ein paar Elementarmeister darum bitten, den Ort dauerhaft zu schützen.
Der Pharao kann mit der Wurzel nichts anfangen, so dass er vermutlich nichts dagegen hat, wenn niemand mehr den Ort betreten kann.

Dann würden wie alle gemeinsam fliehen und die Elfen würden uns einen Neuanfang auf den Azoren ermöglichen. Dort könnten wir uns sammeln, bis wir eine Antwort auf und an den Pharao gefunden hätten.

Einzige Bedingung: Wie forschen weiter an dem Fluch.

Lange Zeit haben wir nicht, um zu entscheiden und stimmen zu.

Die elfische Magie ist fremdartig, aber unglaublich effizient gegen Dämonen. Es ist faszinierend, wie sie mit ihren mit Edelsteinen besetzten Gegenständen mächtigste Magie wirken können. Wir können uns bei der Verteidigung jedoch nur auf den engsten Umkreis um den Tempel konzentrieren. Wir schützen die Wurzel, aber nicht die Stadt und nicht die Menschen.

Mitten in unseren Vorbereitungen, müssen wir noch eine letzte Überraschung des Pharaos abwehren. Er schickt uns mächtige explodierende Feuerkugeln. Der Tempel wird schwer beschädigt und wir erleiden wieder Verluste. Der Pharao macht keine Gefangenen.

Nachdem wir alle Zauber errichtet haben, die wir realistischerweise erschaffen können, bereiten wir unsere Flucht vor. Wir müssen uns dafür einen Weg durch die feindlichen Linien zum den etwa 800m entfernten Schiffen der Elfen bahnen. Hier haben auch die Elfen noch eine Überraschung für den Pharao. Während wir versuchen, den Ifrit und den Dschinn, die uns noch am ehesten gesonnen sind, zu rufen, starten die Elfen ihren Plan für die Flucht.

Auf ein Signal hin legen die Schiffe der Elfen wieder an und setzen eine große Gruppe magischer Ungetüme an Land, die sie Golems nennen. Sie sind aus Glas und Stein, recht langsam, aber stark, schwer verwundbar und sehr resistent gegen Magie. Diese Golems fallen den Ägyptern in den Rücken.
Nachdem dieser Kampf läuft, sollen wir unsere Elementarmeister losschicken, um auf unserer Seite für Ablenkung zu sorgen und wir rennen los.
Kaum haben wir die ersten 100m geschafft, da erscheinen mitten in den feindlichen Truppen plötzlich weitere 100 Elfenkrieger, die Blitze und Feuer speien. Sie haben sich so nah an den Tempel versetzt, wie dessen Schutzzauber es zulassen. Mit starken Schilden schaffen sie eine Gasse in die feindlichen Truppen. Zusammen mit den 500 Elfen, unseren zwei Elementarmeistern, unseren immerhin noch 10 Quartetten und den vielen Einzelzauberern schaffen wir den Durchbruch zu den Schilden, von da weiter zu den Golems und an Bord der Schiffe.

Wir segeln gegen den Wind davon und verlassen die Stadt Karthago, die Wurzel der Erde und überlassen die Menschen, die wir geschworen haben zu beschützen, dem Tod in ägyptischen Dämonenlagern. Das ist keine Flucht in die Rettung, sondern eine Flucht ins Entsetzen. Ich weiß noch nicht mal, ob Iraj es geschafft hat. Für einen Kontaktversuch habe ich keinen Energie mehr. Und ich habe Angst davor, sie zu finden. Ich will keine Freude empfinden. Nie mehr!

Iraj lebt. Ich empfinde Freude.

Wir trauern um unsere Tochter, ihre Eltern, meine Eltern, meinen Bruder, ihren Bruder, dessen Kinder, deren Freunde, unsere Freunde – um was trauern wir nicht?

Wir können nicht in Trauer versinken. Es gibt zu viele Flüchtlinge, denen geholfen werden muss. Der Pharao hat einen Vernichtungsfeldzug gegen alles was karthagisch ist gestartet. Alle anderen sehen weg. Rom, Staat und Kirche, hat sogar unter Strafe gestellt, uns zu helfen.

In Frankreich und im Osmanischen Reich finden Karthager wenigstens noch Aufnahme. Karthagische Magierpriester jedoch werden auch hier nicht gerne gesehen. Man hat Angst, die Aufmerksamkeit ägyptischer Agenten auf sich zu ziehen.

Auch andere karthagische Städte werden in den nächsten Wochen von Ägyptischen Armeen angegriffen. Dort hält sich der Pharao zwar mit Dämonen zurück, doch braucht er sie dort auch gar nicht so sehr. Erstens sind diese Städte nicht so gut magisch verteidigt wie Karthago und zweitens haben sich die Geschehnisse in Karthago herumgesprochen. Viele Menschen verlassen unsere Städte, sobald das Gerücht auftaucht, eine Ägyptische Armee sei in der Nähe. Das betrifft auch Soldaten und Magierpriester.

Karthago wird als Ganzes untergehen. Die Elfen bieten an, uns auf die Azoren zu bringen und uns dort ein vorläufiges Zuhause zu ermöglichen.

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